Mittwoch, 28. Oktober 2015
Der Suizidversuch einer Freundin
Die Realschule schloss ich als jahrgangs Beste mit einem Schnitt von 1,5 ab.
In diesem einen Jahr hatte ich das erste Mal eine wirkliche Freundin, mit der ich in den Sommerferien sogar nach Italien fuhr. Das war der schönste Urlaub meines Lebens und ich fühlte mich das erste Mal gemocht und es wert zu leben.
Als wir nach den Sommerferien aber an unterschiedlichen Gymnasien kamen, verlor sich der Kontakt schnell und bis heute haben wir noch keinen Kontakt zueinander. Das ist eigentlich schade aber im Moment habe ich für andere Leute auch keinen Kopf dafür geht es mir einfach nicht gut genug.

Auf dem neuen Gymnasium kannte ich niemanden und das sah ich als einen guten Start, weil niemand über mich schlecht bei ihnen geredet hatte und sie meine ganze Geschichte nicht kannten.
Ich freundete mich auch schnell mit einem hübschen und ziemlich dünnen Mädchen an. Steffi war ein Jahr älter als ich. Ihre Eltern waren schon beide tot- der Vater starb an einer Überdosis und die Mutter nur ein paar Monate später bei einem Autounfall- sodass sie mit ihrer großen Schwester alleine in einer Wohnung lebte.
Wir unternahmen viel zusammen und halfen uns gegenseitig mit den Hausaufgaben.
Doch sie kam sehr oft nicht zur Schule und so war ich viele Tage trotz einer guten Freundin allein.
Dann irgendwann sprach mich jedoch Michelle aus meiner Klasse an und sie wurde zu meiner besten Freundin. Ich konnte es gar nicht fassen. Das aller erste Mal in meinem Leben hatte ich gleich zwei Freundinnen auf einmal und sogar eine beste Freundin. Das Schicksal meinte es zu diesem Zeitpunkt wirklich gut mit mir.
Ich übernachtete sehr oft bei Michelle und wir gingen feiern und machten Gruppenarbeiten zusammen für die wir auch immer sehr gute Noten bekamen.

Eines Tages jedoch kam Steffi wieder und sie erzählte mir, dass sie schwanger gewesen sei und das Baby abgetrieben hätte und dass dies bereits die zweite Abtreibung gewesen sei.
Ich war fassungslos über ihre Unvorsichtigkeit. Ich hatte nie einem Freund und war noch Jungfrau aber ich konnte mir nicht vorstellen wieso man so unvorsichtig sein kann und dann als Konsequenz ein Lebewesen in sich trägt, dass man dann einfach tötet und ihm somit ein Leben auf dieser Welt verwehrt.

Aber außer, dass ich sauer auf Steffi war, tat sie mir auch total leid. Ich tröstete sie und sprach ihr gut zu.
Aber sie hielt es an diesem Tag nicht mehr in der Schule aus und ging einfach.
Dann in einer Freistunde stand sie plötzlich wieder vor mir.
Ich hätte sie fast nicht erkannt, hätte sie nicht die selben Klamotten getragen wie am Vormittag. Sie war kreidebleich und sah noch dünner und zerbrechlicher aus als sonst. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte blaue Lippen.
" Vivi", sagte sie zitternd, " ich habe scheiße gebaut. Ich habe eine Überdosis Tabletten genommen. Es ist einfach alles so schlimm und ich weiß nicht weiter!"

Ich starrte sie mit offenen Augen an und wusste nicht was ich tun sollte.
Ich half ihr sich auf einen Stuhl zu setzen und rannte panisch zu Michelle und erzählte ihr alles.
Sie war an diesem Tag Gott sei Dank mit dem Auto da und so fuhren wir mit Steffi ins Krankenhaus.
War es womöglich schon zu spät sie zu retten?

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 27. Oktober 2015
Meine Magersucht kommt ans Licht
Ich hörte also auf zu essen und so schaffte es die Magersucht mich in ihre Klauen zu nehmen und mich nicht mehr los zulassen.
Innerhalb von drei Monaten hungerte ich mich von 70 Kilo auf 45 Kilo runter.
Mein Herz schlug nicht mehr regelmäßig und jedes Mal wenn ich aufstand kippte ich einfach um, weil mir immer schwarz vor Augen war.
Aber all diese Warnzeichen, die mir mein Körper signalisierte, ignorierte ich vollständig. Ich hatte nur noch eines vor Augen, nämlich immer und immer dünner zu sein. Ich schaffte es auch lange genug vor meinen Eltern zu verheimlichen. Dann jedoch war ich beim Arzt und der schickte mich zu Kardiologen für ein langzeit EKG.
Außerdem unterrichtete der Arzt meine Eltern und bat meine Mutter um ein Gespräch. Als die Ärztin dann meiner Mutter sagte, dass ich Magersüchtig sei, fing sie an zu weinen und fragte sich, wie SIE so etwas verdient hätte.
Da brach für mich eine Welt zusammen. Ich war diejenige die krank war und sie fragte sich wie SIE das verdient habe??
Wie selbstsüchtig und verletzend kann ein Mensch denn bitte sein.
Bis heute fünf Jahre danach beherrscht diese Situation meine Gedanken und ich habe es meiner Mutter bis heute nicht verzeihen, obwohl wir heute wieder ein ganz gutes Verhältnis haben.
Also hieß es wieder zunehmen und einmal die Woche mein Gewicht beim Arzt kontrollieren zu lassen.
In der zeit habe ich wieder fünf Kilo zugenommen und musste schließlich nicht mehr zum Arzt.

Ich war jetzt am Ende der neunten Klasse und hatte mich entschieden im nächsten Jahr auf die Realschule zu gehen und dem ganzen Horror zu entkommen.
In den Sommerferien dann nahm ich jedoch wieder sieben Kilo ab. So beherrscht die Krankheit auch heute noch mein Leben.
Ich bereue es heute zu tiefst, dass ich früher nicht i einer Klinik war. Vielleicht könnte ich dann heute wieder abends essen und würde mich nicht ständig zu fett fühlen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 24. Oktober 2015
Wie meine Depression begann
Hi ich bin Vivi Lolle, ich bin 19 Jahre alt und leide seit meinem vierzehnten Lebensjahr unter Depressionen.
In der Schule wurde ich früher immer gemobbt und schlecht behandelt, aber nicht nur von den Schülern- das wäre ja auch zu einfach gewesen- NEIN auch die Lehrer hatten es auf mich abgesehen.
Ich bin keine Schönheit, war auch nie wirklich schlank. Eher ein bisschen pummelig und ich hab auch immer offen und ehrlich meine Meinung vertreten, was ja an sich nicht schlecht ist, es sei denn, die Leute die du kennst können sich damit nicht arrangieren. So war es in meinem Fall, sodass ich nie wirklich Freunde hatte. Das wäre aber nicht allzu schlimm gewesen, ich bin ein Mensch, der gerne alleine ist und sich von den Anderen eher distanziert. Aber irgendwann reichte es meinen Mitschülern nicht mehr aus mich nur auszugrenzen, wahrscheinlich weil sie sahen, dass es mir dadurch nicht schlecht ging.
Also fingen sie eines Tages an mich anzurempeln und zu beleidigen. " Na du fettes, hässliches Schwein, bei deinem Aussehen ist es ja überhaupt kein Wunder, dass du keine Freunde hast!". So fing alles in der siebten Klasse an. Ich hätte wirklich alles dafür gegeben, wenn es dabei geblieben wäre, aber als ihnen die Hänseleien nicht mehr ausreichten, fingen meine Mitschüler an, mich zu verprügeln. Nach der Schule fingen sie mich immer häufiger ab, rissen mich vom Fahrrad, spuckten mich an, oder hielten mich fest, damit ein anderer zuschlagen konnte.
Ich fing an zu verzweifeln und hatte jeden Morgen Bauchschmerzen, bevor ich zur Schule musste. Meinen Eltern konnte ich nichts davon erzählen,- ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, wo die Erziehung mit Unterdrückung und Schlägen vonstatten ging.
Ich fing an mir schwarze Kleidung anzuziehen, in der Hoffnung, ich würde weniger auffallen. Doch leider hatte das den gegenteiligen Effekt. jetzt fing auch noch meine Klassenlehrerin an auf mir herumzuhacken:" Mal wieder nur schwarz angezogen? Dadurch wirst du auch nicht schlanker."
Ich hatte nun überhaupt keinen mehr mit dem ich noch reden konnte und flüchtete mich so in den Pausen immer auf das Mädchenklo.
Dort fühlte ich mich so einsam und verlassen, dass alles noch schlimmer wurde. Ich fing an mir mit Scherben und kaputten CDs die Beine aufzuschneiden und stellte mir vor wie es wohl wäre, wenn ich mir die Pulsadern aufschneiden würde, und die Leute, die mich tagein tagaus drangsalierten und runtermachten, ins Mädchenklo gingen und dort auf dem Boden eine riesige Blutlache vor fänden, in der mein zerschundener, blasser, kalter Körper mit geöffneten Augen lag. Würde das reichen, um diesen Menschen ihr Leben zu versauen und ihnen für den Rest ihres Lebens ein schlechtes Gewissen zu bereiten?
Aber diese Genugtuung, stärker als ich gewesen zu sein, wollte ich ihnen nicht gönnen. Ich wischte das Blut von meinen Beinen und ging in die nächste Unterrichtsstunde.

... link (0 Kommentare)   ... comment